Hier unsere Erlebnisse vom Dienstag und Mittwoch, 14.11.07, auf Tasmanien
Einen Tag nach unserer Ankunft auf Tasmanien fuhren wir mit unserem Mietwagen ca. 250 km durch das Landesinnere, um zum Nationalpark Lake St. Claire zu gelangen. Das Linksfahren ist zwar etwas gewoehnungsbeduerftig, aber eigentlich kein Problem. Lediglich das Blinken gestaltet sich schwierig, denn der Blinkhebel befindet sich auf der anderen Seite des Lenkrads (im Vergleich zu deutschen Autos). Aber die Einheimischen wissen bestimmt schon: wenn jemand bei schoenstem Wetter ploetzlich die Scheibenwischer anmacht und abbremst, moechte er wahrscheinlich abbiegen.
Wer geht bei solchen Hinweisen nicht gerne wandern?

Ein idyllischer Platz zum Zelten, oder? (Foto Stefan)
Im Park angekommen haben wir uns fuer den abgelegenen und eigentlich nur aus einer Sandflaeche am Ufer des Sees bestehenden Campingplatz entschieden (und nicht fuer den kommerziellen mit Toilette, fliessend Wasser und Beleuchtung). Das sollte sich alsbald als sehr gute Wahl herausstellen: fernab allen Trubels und im Umkreis von 1 km ohne weitere Menschen ausser uns traute sich naemlich schon waehrend dem Zeltaufbau ein Pademelon, also ein Exemplar der kleineren tasmanischen Kaenguru-Variante in unsere Naehe. Fuer mindestens 20 Minuten graste es keine 10 Meter entfernt von uns, und es hatte sogar Nachwuchs an Bord. Wir waren sprachlos.

(Foto Stefan)
Wenig spaeter, naemlich beim Betreten des Zeltes nach Sonnenuntergang, hatte ich die naechste Begegnung der tierischen Art. Innerhalb des Vorzeltes erspaehte ich eine Spinne, ca. 5-10 cm im Durchmesser. Den freundlichen Hinweisen meiner netten Arbeitskollegen sei dank war ich gewahr, dass solche relativ kleinen Exemplare z.B. zur Gattung der toedlich giftigen Trichternetzspinne zaehlen konnten. Die Spinne selbst war nach der panikartigen Flucht (also der von mir selbst) nicht mehr aufzufinden, aber Ihr koennt Euch vorstellen, dass ich nur recht unruhig eingeschlafen bin, immer auf der Lauer nach unerwuenschten Gaesten im Zelt.
Mitten in der Nacht gab es ploetzlich scharrende Geraeusche am Zelt, aber nach mehrmaligen Klopfen gegen die Innenwand und Einholung aller aussen befindlichen Lebensmittel war dann Ruhe. Der Besucher allem Anschein nach nur ein Opossum. Hier ein Bild, das ich wenige Tage spaeter von einem anderen Exemplar machen konnte.

Am fruehen Morgen ging es auf einer sportliche Wandertour zum Mount Rufus, die ca. 7 Stunden in Anspruch nehmen sollte. Die Landschaften beim Aufstieg zu diesem 1400 Meter hohen Berg (Startpunkt in 700 Meter Hoehe) wechselten fast im Stundentakt, allesamt sehr reizvoll und fotogen.
Auch das Wetter wechselte: hatten wir anfangs noch sehr schoenes Wetter, so waren am Gipfel kaum noch Plusgrade zu verzeichnen und wir kamen - wie auch Ihr in Deutschland - in den Genuss, Schnee in die Hand nehmen zu koennen.

Fotos von uns beiden auf dem auesserst windigem Gipfel wollten wir eigentlich nicht zeigen, da die Kombination von Muetze, Sonnenbrille, Halstuch, Winterjacke und anstrengungsbedingt hochroten Koepfen nicht so trendy ist, aber ein Foto ohne diese Montur gab es doch noch. Zum Glueck ist uns waehrend der gesamten Strecke nur ein einziger Mensch ueber den Weg gelaufen, und der war selbst ziemlich interessant "eingepackt".
(Foto Stefan)
Auf dem Rueckweg (ueber eine andere Route) war das Klima wieder angenehmer.
(Foto Stefan)
Da wir die groesste Anstrengung schon hinter uns hatten, waren wir gut gelaunt und wieder so flott unterwegs, dass wir erst in 2-3 Meter Entfernung bemerkten, dass sich direkt vor uns eine ca. 1,5 Meter lange Tiger Snake sonnte. Wir blieben wie erstarrt stehen, doch legte diese Giftschlange auch keinen Wert auf solche Begegnungen und verschwand recht schnell im Unterholz. An ein Foto war da nicht zu denken, aber ich konnte heute im Tasmanian Museum in Hobart ein Bildchen knipsen.
Auf dem weiteren Weg begegnete uns noch ein Exemplar, aber diesmal waren wir besser vorbereitet, da wir beim Laufen nun schon weiter voraus auf den Weg blickten.
Dann gab es neben den zahlreichen Voegeln und kleinen Echsen noch
Forester Kaengurus (deutlich groesser als das Pademelon),
Ameisenigel und ein Wombat zu sehen, dass in einer aeusserst sympathischen und gemuetlichen Weise an unserem Zelt vorbeitrottete.
Ist er nicht putzig? (Foto Stefan)
Ein Ameisenigel am Wegesrand. Auch er liess sich nicht wirklich von uns stoeren. (Foto Stefan)
Nachdem wir gemuetlich ausgeruht und mit dem Campingkocher lecker gekocht hatten, ging es ab ins Zelt zum wohlverdienten Schlaf. Wie in der Vornacht auch wurden wir wieder von naechtlichen Gestoeber an unserem Aussenzelt geweckt. Wieder ein Opossum, dachten wir beide noch schlaftrunken, doch als das Tier zwei kreischende Schreie direkt neben mir ausspieh wurden unsere Adrenalinspiegel in astronomische Hoehen gepumpt. Diese Schreie waren dermassen angsteinfloessend, ich versuche erst garnicht, dass hier zu beschreiben. Das Viech selbst ist dann auf allen Vieren davongetrabt, aber wir waren fuer den Rest der Nacht echt bedient. Am Tag darauf haben wir mit dem Ranger gesprochen, der uns versicherte, dass es eine echte Ehre sei, einen
tasmanischen Teufel so nahe in der Natur erleben zu duerfen. Die Spuren im Sand um das Zelt zeigten, dass tatsaechlich nur die ca. 30 cm zwischen Vorzelt und Zelt den Ursprung des Schreis und mein Ohr trennten. Eine Ehre, auf die ich gerne verzichtet haette, aber andererseits war es ein Erlebnis, an dass wir bestimmt noch lange denken werden.
Demnaechst gibt es noch einen Bericht ueber weitere Erlebnisse auf Tasmanien, aber wir selbst werden morgen vormittag nach Melbourne fliegen und von dort innerhalb von ca. 7 Tagen die
Great Ocean Road nach Adelaide abfahren.