Sonntag, 4. September 2011

Whitehorse, die Haupstadt des Yukon-Territoriums und der Ort, an dem wir die ersten paar Tage in Kanada verbrachten, ist wahrlich "mostly harmless". (Um mal mit den Worten Douglas Adams zu sprechen.) Einige der etwas mehr 20.000 Einwohner kamen sogar zum abseits gelegenen Flughafen, um Landung oder Start des wöchentlich aus Frankfurt eintreffenden Flugzeuges zu beobachten.
Die Heilsarmee von Whitehorse.
Die Häuser sind weit verstreut und ohne Auto macht es nicht wirklich Spaß, die Ortschaft zu erkunden. Unser Hostel Beez Kneez verschreckt uns zunächst etwas durch die schäbige Hütte, die wir uns nicht so spärlich vorgestellt haben, aber letztlich ist es dort doch ein netter Ort, um zu übernachten.
Unser Sugar Shack im Beez-Kneez-Hostel
Am dritten Tag in Kanada sind wir jedenfalls froh, neuen Abenteuer entgegenzusehen und Whitehorse zu verlassen. Wir stehen um 5:30 Uhr morgens auf (das Jetlag hilft uns dabei) und decken uns zunächst mit ein paar grundlegenden Vorräten für einen längeren Road Trip ein. Eine Tschechin, die seit längerem im hiesigen Outdoor-Laden arbeitet, warnt uns dabei nochmals eindringlich vor Bären und Moskitos. Beide Spezies sind dieses Jahr aufdringlich wie selten zuvor, so lautet es aus mehreren Quellen. Wir kennen die letzten Jahre hier nicht, aber können im Nachhinein nur die Aufdringlichkeit einer dieser Spezies bestätigen, und das sind zum Glück nicht die Bären.
Auf der Fahrt Richtung Dawson City halten wir in der Ortschaft Carmacks, in welcher auch unser Kanu-Verleiher Canadian Wilderness Travel (http://www.canwild.com/) seinen Sitz hat. Wir beschließen, einfach mal vorbei zu schauen, was sich als gute Idee erweist. Wir bekommen viele Information von Peter, dem deutschsprachigen Gründer der Firma, und auch das Gefühl, dass wir bei der Wahl eines Kanu-Verleihers eine gute Wahl getroffen haben. Er stellt viele richtige Fragen und versichert sich auf diese Weise, dass wir nicht blindlings in unserer Unglück fahren, sondern alles Notwendige an Ausrüstung und Wissen mit uns führen. Wie alles gelaufen wäre, wenn wir nicht spontan bei ihm vorbeigefahren wären, möchten wir garnicht so genau wissen.

Die Weiterfahrt nach Dawson City vermittelt uns einen nachhaltigen Eindruck von der Größe dieses Landes. Stundenlanges Fahren, ohne dass sich die Landschaft auch nur ansatzweise ändert: Wald, Wald, Wald, soweit das Auge reicht.

Ein typischer Ausblick im Yukon-Gebiet
Immerhin sehen wir einen Schwarzbären und einen Kojoten am Straßenrand. Beide sind zwar neugierig und beobachten uns wie wir sie, aber dennoch flüchten sie nach kurzer Zeit in den Wald.

Die Fahrt wird letztlich etwas eintönig, zumal es kaum andere Autos oder gar Ortschaften zu sehen gibt. Der Benzinstandsanzeiger wandert mit jeder Stunde deutlich weiter Richtung "leer", und irgendwann ist er am Ende angekommen. Wir können zwar noch fahren, aber haben immer weniger Hoffnung, dass wir ohne fremde Hilfe Dawson City erreichen. Die Beschilderung an der Strasse ist spärlich, und obwohl wir irgendwann geographisch schon im Stadtgebiet sind, gibt es immer noch kaum Häuser geschweige denn eine Tankstelle zu sehen. Als wir am Abend die rettende Tankstelle fünft Minuten vor deren Ladenschluss erreichen, stauen wir nicht schlecht: Wir konnten 59,5 Liter in unseren 60-Liter-Tank füllen, sind also buchstäblich mit dem letzten Tropfen im Tank gefahren.

Die rettende Tankstelle mit unserem Auto davor

Sonntag, 7. August 2011

Laufen oder fahren?

Fangen wir mal ganz vorne an: Der Plan für unseren Urlaub war, etwa eine Woche mit Wandern zu verbringen (wir wollten über den geschichtsträchtigen Chilkoot_Pass) sowie zwei Wochen im Kanu zu fahren.
Als wir noch während des Flugs nach Kanada ein paar Reisemagazine durchstöberten, kamen uns aber Zweifel: Yukon und das angrenzende Alaska haben so viele Sehenswürdigkeiten, Naturerlebnisse und verschiedenartige Landschaften zu bieten, dass es schade wäre, diese zu ignorieren und nur den relativ kleinen Bereich um unser Wander- und Kanu-Gebiet kennen zu lernen. Zudem hatten wir noch keine offizielle Bestätigung, ob wir angesichts der Beschränkung auf 50 Personen pro Tag den Chilkoot-Pass überhaupt hätten betreten dürfen. Und nicht zuletzt hat es uns in Australien sehr viel Spaß gemacht, mit dem Auto weite Strecken zu fahren und dabei unabhängig und frei viel erleben zu können.

Letztlich erwies sich das für uns als eine sehr gute Entscheidung, denn für etwa 80$ Miete am Tag haben wir auf diese Weise Yukon und Alaska sehr viel besser kennengelernt, als uns dies ohne Auto möglich gewesen wäre. Hier ein paar Eindrücke der ersten Tage:


Viel Platz, viel Geschwindigkeit = Spass! (Etwas unscharf, aber ich musste schnell knipsen.)

Die Sportmöglichkeiten in den Bergen sind vielfältig, allerdings auch abhängig von der Jahreszeit.

Auch ohne den Polarisationsfilter auf meiner Kamera war das Wasser schon recht klar.
Der Schwarzbär hier ist aufgrund des schnellem Reaktionsbedarfs ebenfalls etwas unscharf geworden. Aber die Micky-Maus-Ohren kommen dennoch zur Geltung.
Der Ort, über dessen Namen im Umland wohl die meisten Witze gemacht werden: Chicken. Ein Ort namens "Hühnchen" würde bei uns wohl auch zur Belustigung beitragen.
Trotz des kaum existenten Verkehrs ist hier 90 km/h die gesetzliche Grenze.

Samstag, 30. Juli 2011

Zurück

Wir sind nun gesund und wohl behalten zurück in Deutschland. Damit könnte diese Geschichte hier schon enden, aber ich möchte dennoch in der nächsten Zeit unsere Reise hier nachträglich dokumentieren, zumal wir doch viel erlebt und fotografiert haben. Warum ich mir die Arbeit mache? Zum einen aus ganz eigennützigen Gründen, um beizeiten meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen zu können, falls ich mal wieder ein paar Details oder ganze Erlebnisse verdrängt habe. Zum anderen interessiert es vielleicht die Daheimgebliebenen unter Euch, die aus welchen Gründen auch immer eine solche Tour nie machen würden oder könnten. Und zum Dritten gibt es noch diejenigen als Zielgruppe, die selbst vor solch einer Tour stehen und ein paar unseren Erfahrungen nutzen möchten, so wie wir selbst auch dankbar die Erlebnisse anderer im Vorfeld zur Vorbereitung genutzt haben.
Ein erster Eintrag sollte sich spätestens in den nächsten Tagen hier finden. Als Vorgeschmack hier vorab ein paar Bilder. (Allerdings nur in klein, um sie später beim entsprechenden Eintrag noch in groß präsentieren zu können.)


 





Mittwoch, 13. Juli 2011

Baeren und Bilder

Anbei wieder ohne viel Text ein paar Bilder der letzten Tage. Nach wie vor geht uns uns sehr gut, das Wetter ist prima und die Leute sind sehr nett. Ende der Woche werden wir uns auf eine 12-Tage-Tour mit dem Kanu begeben, wo mit grosser Sicherheit kein Internet mehr verfuegbar sein wird.
Laengere Texte wird es diesmal wohl erst nach dem Urlaub geben, ebenso wie bearbeitete Bilder.
(Da die Technik gerade nicht mitspielt, ist das zweite Bild etwas versetzt. Ich bitte um Nachsicht.)
Das Thema "Baeren" ist bei uns nach wie vor (wie bei fast allen Touristen hier) recht dominant, aber wir sind zuversichtlich, dass wir alles ueber das richtige Verhalten wissen, um ohne Gefahr zelten zu koennen. Die wenigen Begegnungen bisher verliefen recht unspektakulaer: Zwei Baeren sind vor uns gefluechtet, dieser hier liess sich nicht stoeren und kaute in Ruhe seinen Blumensalat.



Montag, 11. Juli 2011

"Nacht"

Hallo mal wieder!
Wir hätten sicher viele schöne Bilder zu zeigen und Geschichten zu erzählen, aber dieses mal müssen wir das wohl nachträglich tun, da normale Internet-Cafes zu selten sind und wir meist nur vom Handy via WiFi senden können.
Jedenfalls geht es uns bestens & wir werden demnächst auch wieder schreiben. Anbei noch ein Bild der sehr mäßigen Handy-Kamera, das unseren aktuellen Ausblick um 1 Uhr nachts vom Camping-Platz in Haines Junction zeigt.
photomap

Freitag, 8. Juli 2011

Yukon

Ohne viele Worte ein paar erste Impressionen aus der Umgebung von Whitehorse (Yukon / Kanada).




Sonntag, 29. November 2009

Chopsticks

Vor Beginn unserer Reise hatten wir ja über drei voraussichtliche Aktionen im Urlaub spekuliert und diese auch hier angekündigt. Ich zitiere mal die eigenen Worte:

"Aller Voraussicht nach werden wir Tauchen gehen, uns von den Einheimischen mit dem Motorroller über den Haufen fahren lassen und als europäische Gesandte eine Feuerzeug-Fabrik besichtigen."

Gut, die Tiefe des Meeres haben wir uns angesehen. Im zweiten Punkt weicht die Realität etwas ab, denn ich wurde nur von einem Fahrrad und nicht von einem Roller angefahren. Glücklicherweise war es nicht weiter schlimm, aber über den stark betrunkenen vietnamesischen Fahrer, der nicht einen Laut der Entschuldigung von sich gegeben hat und einfach weiterfuhr, habe ich mich schon etwas geärgert.
Bliebe noch Punkt drei, die Feuerzeugfabrik. Einige von Euch haben tatsächlich nachgefragt, daher hier ein paar Worte dazu: Es war geplant, eine Fabrik im Norden des Landes zu besuchen, denn im Bekanntenkreis gibt es eine gute geschäftliche Beziehung zu dieser, und da bot sich solch ein kleiner Besuch an. Man hätte sehen können, ob die Arbeitsbedingungen denn stimmen und auch, ob viele Kinder bei der Produktion beteiligt sind. Nachdem die Fabrik-Besitzer zunächst einem Besuch gegenüber aufgeschlossen waren, gab es vorab per Mail eine Vielzahl von Einschränkungen. Man bräuchte zwei Wochen vorher genau Bescheid, und außerdem müssen die Verantwortlichen erst aus Hong Kong anreisen, und naja, irgendwann dachten wir uns, sie wollen wohl doch keine Besucher haben.
Als kleinen Ersatz hier ein paar Eindrücke aus einer Fabrik zur Herstellung von Ess-Stäbchen. Hier gab es vorher garantiert keine Absprachen, denn sie liegt fernab der touristischen Pfade und wir sind eher zufällig mit unserem Guide an ihr vorbeigefahren und legten spontan einen Stop ein.

Die Stäbchen werden aus Bambus hergestellt, der hier überall und auch sehr schnell wächst. Innerhalb von ein bis zwei Jahren kann er unter den hiesigen Bedingungen eine Höhe von 15 Metern erreichen. Überhaupt haben wir auf unserer Reise sehr viel über diese vielseitige Pflanze gelernt. Man kann sie als Ersatz für Stahl für Baugerüste nutzen, in jungen Jahren kann man sie prima essen, sie ist auch ein guter Brennstoff und ja, aus einer ausgewachsenen Pflanze kann man sicher eine riesige Menge Ess-Stäbchen zaubern.

Die Bäume werden in den Wäldern flussaufwärts gefällt und dann einfach ins Wasser geworfen. Die Strömung treibt sie weiter und hier werden sie dann herausgefischt.

Mit einer Art Seilwinde kommen sie nach oben und werden dann in ess-stäbchen-lange Stücke gesägt. Die grosse Säge wird von einem jungen Mann bedient, der nur noch ein Bein hat. Die Vermutung liegt nahe, dass das etwas mit dem sich eher ungeschützt bewegenden Sägeblatt zu tun hat, aber wir fragen nicht nach.

Anschließend werden die runden Stücke längs halbiert und mit ein paar sehr einfachen Maschinen so weit zerkleinert, dass sie schon die fertige Endform besitzen.

Im Anschluss werden sie nach Hanoi gefahren, wo sie nur noch lackiert und verpackt werden.

Um nicht allzu aufdringlich zu werden, verzichten wir auf Fotos im Inneren der Fabrik. Ja, die Hütte ohne Wände und mit dem Blechdach ist tatsächlich die gesamte Fabrik.
Wir sehen viele recht junge Arbeiter und Arbeiterinnen, die für ihre 6-Tage-Woche umgerechnet etwa 60 Euro im Monat bekommen. Es ist unwahrscheinlich laut, einen Gehörschutz oder überhaupt irgendeinen Schutz vor den vielzähligen Gefahren sehen wir jedoch nirgends. Kinder oder allzu junge Jugendliche zum Glück auch nicht.
Die Gewinnspanne muss angesichts der niedrigen Löhne und Materialkosten wirklich enorm sein, gerade wenn sie in der westlichen Welt verkauft werden sollten. So bekommt man eine gute Ahnung, warum grosse Firmen wie Nike in Vietnam bzw. Asien produzieren lassen. Die Einheimischen hier sind zwar froh, einen Job und regelmäßig Geld in der Tasche zu haben, aber von einem fairen Verhältnis zwischen dem Endpreis und ihrem Lohn sind sie meiner Meinung nach weit entfernt. Eine schwierige moralische Problematik, die uns aber in den weiteren Jahren der Globalisierung sicher noch desöfteren zu denken geben wird. Gerne höre ich Eure Meinungen dazu.

Kleines Detail am Rande: Die fertigen Stäbchen werden mit einem alten DDR-Laster abtransportiert. Die gibt es hier haufwenweise, verrichten sie doch zuverlässig ihren Dienst und spenden müden Tieren Schatten.

Bis bald
A.