Hallo aus Samara in Costa Rica,
wir haben nun die aermeren Laender (Guatemala, Honduras und Nicaragua) hinter uns gelassen und sind im merklich wohlhabenderen Costa Rica angekommen.
Die groesste Armut haben wir in Nicaragua erfahren, was auch im Gespraech mit Einheimischen deutlich wurde. Aufgrund der Gier und Korruptheit einzelner Politiker und auch der Einmischung der USA unter Reagan in den 80er Jahren (
Iran-Contra-Affaere) wurde das Land systematisch klein gehalten, so dass auch heute noch mehr als 40% der Bevoelkerung von weniger als einem Dollar am Tag leben muessen und 80% arbeitslos sind. Heruntergekommene Behausungen, Muell an jeder Strassenecke und viele Leute (besonders Kinder) in zerlumpten Kleidern sollen hier nur einen kleinen Teil dessen beschreiben, was wir in letzter Zeit sehr oft mit eigenen Augen gesehen haben.
Im Vergleich dazu sind unsere Sorgen hier gering, aber dennoch seien sie erwaehnt:
Unser Vorhaben, jedes Land in ca. einer Woche zu durchreisen, strengt uns aufgrund der langen Busreisen mittlerweile sehr an.
Hier beispielhaft der Ablauf unserer Ueberfahrt von Nicaragua nach Costa Rica vor zwei Tagen:
7.30 Uhr: Aufstehen und fruehstuecken
8.30 Uhr: Rucksaecke packen und Zimmer raeumen
9.00 Uhr: Auf den Bus warten, der uns von der einen Seite der Isla de Ometepe zur anderen bringt, um dort die Faehre zu nehmen

Einer der beiden Vulkane auf der Isla de Ometepe. Die als sehr anstrengend beschriebene 11-Stunden-Tour zum Gipfel machen wir ein anderes Mal.
Der Playa Venecia auf der Suedseite der Insel dient aufgrund des Hochwassers aktuell eher den Pferden und Rindern als Badestelle.
9.30 Uhr: Der Bus kommt endlich, dafuer ist er schon jetzt ueberfuellt. Einen Teil der ca. eineinhalbstuendige Fahrt auf unebenen Schotterpisten muessen wir im Stehen verbringen. Manche Schlagloecher lassen den Bus so stark absinken, dass uns bisweilen das Gefuehl der Schwerelosigkeit verschafft wird. Wir hoffen, dass unser gesamtes Gepaeck auf dem Dach des Busses mit uns ankommt.
11.10 Uhr: Wir und unserer Gepaeck sind am ersten Ziel angekommen. Eine kurze (und notwendige) Erfrischungspause am Kai der von uns erwarteten Faehre.
11.30 Uhr: Die Faehre stellt sich als schwimmender Holzkahn heraus, welcher dem deutschen TUEV die Haare zu Berge stehen liesse. Das obere Deck hat nach rechts und links keinerlei Reeling, und im unteren Deck wurde man aufgrund des hohen Wellengangs desoefteren von der Gischt erfrischt.
12.30 Uhr: Bevor sich wieder alle moeglichen Bus- und Taxifahrer um uns reissen, lassen wir uns vom erstbesten Taxifahrer zur Grenze nach Costa Rica fahren.
13.00 Uhr: Noch bevor das Taxi steht, bedraengen uns Geldwechsler und Koffertraeger mit ihren Diensten. Mittlerweile wissen wir, dass ein klares "Nein!" Wunder wirkt, und so erreichen wir unbehelligt die Menschenmenge vor dem nicaraguanischen Grenzhaeuschen.
13.30 Uhr: Mit einigem Schweissvergiessen haben wir unseren Stempel erhalten. Beladen mit schweren Rucksaecken sollte man sich nicht in solch ein Menschengewusel stellen, aber es gab leider kaum Alternativen. Wir treten den 500m langen Fussweg zum Costa-Ricanischen-Einreisebuero an.
13.45 Uhr: Dort angekommen erwartet uns wieder eine endlose Menschenschlange, die sich - zum Teil im Dreck stehend - um das halbe Gebaeude reiht. Wir finden gluecklicherweise eine andere Schlange, die uns schneller zum gewuenschten Stempel verhilft.
14.15 Uhr: Um herauszufinden, welcher Bus uns von hier zu unserem Ziel faehrt, fragen wir 5 verschiedene Leute und erhalten dennoch keine zufriedenstellende Antwort. Sogar die Angestellten der Busreisegesellschaften kennen sich anscheinend mit den eigenen Fahrplaenen nicht aus.
15.30 Uhr: Der vermeintliche Bus steht zum Einstieg bereit. Massen an Leuten versuchen, sich hineinzudraengen. Der Gepaeckeinlader hinten sagt uns, dass dies der falsche Bus ist. Der Fahrer vorne sagt uns, dies ist der richtige Bus. Wir lassen den Bus ohne uns fahren.
16.00 Uhr: Ein zweiter Bus kommt, der nun wirklich zu unserem Ziel zu fahren scheint. Mit mindestens zwei hungrigen und genervten Touristen an Bord faehrt der Bus los. Jedoch merken wir schnell, dass ein Sitzplatz noch keine Komfort-Garantie ist: obwohl der Bus voll besetzt ist, steigen spaeter noch weitere Leute zu, die waehrend der gesamten Fahrt im Gang stehen. Direkt vor mir kann ich nun eineinhalb Stunden lang einen nicaraguanischen Bierbauch bewundern, hinter mir schlaeft ein Junge im Stehen und stuetzt sich dabei auf meiner Kopflehne ab.
17.30 Uhr: In Liberia angekommen scheuen wir angesichts unserer Angespanntheit wieder keine Kosten und lassen uns direkt von einem Taxifahrer zu unserem ausgesuchten Hostel bringen. Nachdem der offensichtlich ortsunkundige Fahrer die ihm genannte Adresse nicht findet, erzaehlt uns ein Passant, dass das Hostel nicht mehr existiert. Wir lassen uns zu einem anderen Hostel fahren, jedoch findet es der Fahrer wieder nicht. Wir steigen aus und versuchen unser Glueck zu Fuss.
18.00 Uhr: Nicht auf die vergleichsweise hohen costa-ricanischen Preise eingestellt, lehnen wir zwei Hostels ab, die ein Zimmer fuer 30 Euro vermieten. Wir bekommen schliesslich noch ein Zimmer fuer 16 Euro, jedoch wird hier auch schnell deutlich, warum das so guenstig ist. Keine Toilette auf dem Zimmer, einbruchfreundliche Tueren, zwei durchgelegene Doppelstockbetten und Waende aus Rigips. Egal, ist ja nur fuer eine Nacht.
Bei solch einem Ausblick moechte man wirklich nicht laenger als noetig bleiben.
Lange Rede, kurzer Sinn: wir brauchen Urlaub! ;-) Des Reisens etwas muede haben wir uns nun einen schoenen Strandort an der Pazifikkueste gesucht und verbringen ein paar Tage hier, um uns zu entspannen. Claudia bekommt endlich ihren erhofften Teint und ich konnte meine Kenntnisse im Surfen etwas auffrischen (und dabei reichlich Salzwasser schlucken).
Playa Samara bei Ebbe. Morgens um 9 sind es schon geschaetzte 28 Grad, aber da unsere Unterkunft direkt am Strand liegt, koennen wir uns schnell im Meer abkuehlen (auch wenn das Wasser nicht deutlich kuehler als die Luft ist).
Ein Tag am Strand und der Reisestress ist schon so gut wie vergessen
Wir haben noch 2 Wochen und neben dem Grossteil Costa Ricas "nur" noch Panama vor uns.
Halb verdurstet am Computer sehnen wir uns nun nach einem Drink (ja, es ist schon Abend hier) und verabschieden uns bis zum naechsten Mal.
C. & A.