Sonntag, 29. November 2009

Chopsticks

Vor Beginn unserer Reise hatten wir ja über drei voraussichtliche Aktionen im Urlaub spekuliert und diese auch hier angekündigt. Ich zitiere mal die eigenen Worte:

"Aller Voraussicht nach werden wir Tauchen gehen, uns von den Einheimischen mit dem Motorroller über den Haufen fahren lassen und als europäische Gesandte eine Feuerzeug-Fabrik besichtigen."

Gut, die Tiefe des Meeres haben wir uns angesehen. Im zweiten Punkt weicht die Realität etwas ab, denn ich wurde nur von einem Fahrrad und nicht von einem Roller angefahren. Glücklicherweise war es nicht weiter schlimm, aber über den stark betrunkenen vietnamesischen Fahrer, der nicht einen Laut der Entschuldigung von sich gegeben hat und einfach weiterfuhr, habe ich mich schon etwas geärgert.
Bliebe noch Punkt drei, die Feuerzeugfabrik. Einige von Euch haben tatsächlich nachgefragt, daher hier ein paar Worte dazu: Es war geplant, eine Fabrik im Norden des Landes zu besuchen, denn im Bekanntenkreis gibt es eine gute geschäftliche Beziehung zu dieser, und da bot sich solch ein kleiner Besuch an. Man hätte sehen können, ob die Arbeitsbedingungen denn stimmen und auch, ob viele Kinder bei der Produktion beteiligt sind. Nachdem die Fabrik-Besitzer zunächst einem Besuch gegenüber aufgeschlossen waren, gab es vorab per Mail eine Vielzahl von Einschränkungen. Man bräuchte zwei Wochen vorher genau Bescheid, und außerdem müssen die Verantwortlichen erst aus Hong Kong anreisen, und naja, irgendwann dachten wir uns, sie wollen wohl doch keine Besucher haben.
Als kleinen Ersatz hier ein paar Eindrücke aus einer Fabrik zur Herstellung von Ess-Stäbchen. Hier gab es vorher garantiert keine Absprachen, denn sie liegt fernab der touristischen Pfade und wir sind eher zufällig mit unserem Guide an ihr vorbeigefahren und legten spontan einen Stop ein.

Die Stäbchen werden aus Bambus hergestellt, der hier überall und auch sehr schnell wächst. Innerhalb von ein bis zwei Jahren kann er unter den hiesigen Bedingungen eine Höhe von 15 Metern erreichen. Überhaupt haben wir auf unserer Reise sehr viel über diese vielseitige Pflanze gelernt. Man kann sie als Ersatz für Stahl für Baugerüste nutzen, in jungen Jahren kann man sie prima essen, sie ist auch ein guter Brennstoff und ja, aus einer ausgewachsenen Pflanze kann man sicher eine riesige Menge Ess-Stäbchen zaubern.

Die Bäume werden in den Wäldern flussaufwärts gefällt und dann einfach ins Wasser geworfen. Die Strömung treibt sie weiter und hier werden sie dann herausgefischt.

Mit einer Art Seilwinde kommen sie nach oben und werden dann in ess-stäbchen-lange Stücke gesägt. Die grosse Säge wird von einem jungen Mann bedient, der nur noch ein Bein hat. Die Vermutung liegt nahe, dass das etwas mit dem sich eher ungeschützt bewegenden Sägeblatt zu tun hat, aber wir fragen nicht nach.

Anschließend werden die runden Stücke längs halbiert und mit ein paar sehr einfachen Maschinen so weit zerkleinert, dass sie schon die fertige Endform besitzen.

Im Anschluss werden sie nach Hanoi gefahren, wo sie nur noch lackiert und verpackt werden.

Um nicht allzu aufdringlich zu werden, verzichten wir auf Fotos im Inneren der Fabrik. Ja, die Hütte ohne Wände und mit dem Blechdach ist tatsächlich die gesamte Fabrik.
Wir sehen viele recht junge Arbeiter und Arbeiterinnen, die für ihre 6-Tage-Woche umgerechnet etwa 60 Euro im Monat bekommen. Es ist unwahrscheinlich laut, einen Gehörschutz oder überhaupt irgendeinen Schutz vor den vielzähligen Gefahren sehen wir jedoch nirgends. Kinder oder allzu junge Jugendliche zum Glück auch nicht.
Die Gewinnspanne muss angesichts der niedrigen Löhne und Materialkosten wirklich enorm sein, gerade wenn sie in der westlichen Welt verkauft werden sollten. So bekommt man eine gute Ahnung, warum grosse Firmen wie Nike in Vietnam bzw. Asien produzieren lassen. Die Einheimischen hier sind zwar froh, einen Job und regelmäßig Geld in der Tasche zu haben, aber von einem fairen Verhältnis zwischen dem Endpreis und ihrem Lohn sind sie meiner Meinung nach weit entfernt. Eine schwierige moralische Problematik, die uns aber in den weiteren Jahren der Globalisierung sicher noch desöfteren zu denken geben wird. Gerne höre ich Eure Meinungen dazu.

Kleines Detail am Rande: Die fertigen Stäbchen werden mit einem alten DDR-Laster abtransportiert. Die gibt es hier haufwenweise, verrichten sie doch zuverlässig ihren Dienst und spenden müden Tieren Schatten.

Bis bald
A.

Montag, 23. November 2009

Zurück

Hallo aus Deutschland,

Seit Samstag sind wir nun wieder zurück, und sofern uns keine Spätfolge der Moskitostiche mehr ereilt, sind wir noch gesund und munter. (Munter ist relativ: die Zeitverschiebung bewirkt, dass wir abends um neun schon sehr müde, dafür morgens vor sechs Uhr wieder hellwach sind.)
Wir hatten eine sehr schöne Zeit in Vietnam und können dieses Land bedenkenlos als Urlaubsziel weiterempfehlen. Gut, Ihr solltet geübt im Umgang mit Ess-Stäbchen und generell offen für neue Erfahrungen sein, aber ich gehe mal davon aus, dass die Mallorca-Party-Jünger unter der Leserschaft eher den kleineren Anteil stellen.
Da wir noch so viele Geschichten, Erlebnisse und Bilder mitzuteilen haben, möchte ich sehr gerne noch weitere Beiträge hier schreiben. Schaut einfach ab und zu mal rein!

Viele Grüße
A.

Sonntag, 15. November 2009

Wieselkaffee, Papaya und Meer

Hallo aus den Bergen Vietnams!

Wir sind auf einer der letzten Stationen unserer Reise angekommen und befinden uns aktuell auf ca. 1700 Meter Hoehe in Dalat, wo mit etwa 20 Grad Celsius eine fuer uns sehr angenehme Temperatur herrscht.
Nach dem letzten Bericht hier haben wir uns einen Inlandsflug in Richtung Sueden gegoennt, um nicht wieder zwoelf Stunden lang in einem unbequemen Reisebus darueber nachdenken zu muessen, ob nun die Bustoilette, der Zigarettenqualm oder die Kaesefuese der Mitreisenden am meisten stinken. Da die Holzklasse schon ausgebucht war, konnten wir zudem fuer schlappe 45 Euro den Komfort geniessen, in der ersten Klasse zu fliegen. Gelandet sind wir in Nha Trang, einer furchtbar touristischen Hafenstadt, in der man alle fuenf Minuten gefragt wird, ob man nicht ein (fotokopiertes) Buch, eine Sonnenbrille oder sonstigen Klimbim kaufen moechte. Geblieben sind wir dennoch zwei Naechte, denn diese Stadt ist beruehmt fuer die vielfaeltigen Moeglichkeiten des Tauchens. Wir machten zwei etwa 50-minuetige Tauchgaenge, die uns auf 17 Meter Tiefe brachten. Neben einigen neugierigen Kalmaren (Tintenfischen), drei Seepferdchen und vielen anderen Meeresbewohnern konnten wir vor allem sehen, wie die Einheimischen mit ihrer Dynamitfischerei die Korallen zerstoert haben. Daher beliessen wir es dabei und verliessen die weniger schoene Stadt, um uns fuer ein paar Tage an einem paradiesischen Strand zu erholen.

Hier der Sonnenaufgang um 5:45 Uhr, beobachtet direkt von einer Liege auf der Terrasse unseres Zimmers.

Bei Tage war die Aussicht wirklich ueberwaeltigend. In der Mittagshitze verdauten wir unter Palmen unser Vier-Gaenge-Mittagsmenue, um etwas spaeter dann im glasklaren Wasser zu planschen.

Das Ressort, in dem wir nahezu die einzigen Gaeste waren (12 Euro pro Person, all inclusive), wurde von einem urigen Franzosen aufgebaut, der mit 70 Jahren nach Vietnam ausgewandert ist, um sich diesen Traum zu erfuellen. Mittlerweile ist er 83, sein juengster Sohn ist sechs Jahre alt (!) und er schaut sich immer noch aktiv nach huebschen Frauen um. Die ein bis zwei Kilogramm Papaya, die er taeglich verspeist, scheinen wirklich fit zu halten.
Apropos leibliches Wohl: Ich habe schon oft davon gehoert und mich mit manchen von Euch darueber unterhalten, und heute konnte ich ihn endlich mal mit eigenen Augen sehen: den vietnamesischen Wieselkaffee. Die Kaffeebohnen werden hierbei von Wieseln verspeist und Tage spaeter halb verdaut wieder ausgeschieden. Durch die Magensaeure der Wiesel hat der resultierende Kaffee dann wohl ein ganz besonderes Aroma. Eine Kostprobe ist gekauft, und wehe, einer von Euch kneift dann beim Trinken! ;-)

Viele Gruesse und bis bald, dann wohl aus Ho-Chi-Minh-Stadt oder dem Mekong-Delta.
Im Anhang wie immer noch ein paar Bildchen ohne konkreten Zusammenhang.
C. & A.

Diese beeindruckend grosse Buddha-Statue wurde einigen Moenchen gewidmet, die sich aus Protest gegen die Regierung in den 60er Jahren selbst entzuendet haben.

"Unser" Sunny-Girl Lisa hilft uns Amateuren dabei, den leckeren Fisch in graetenfreie mundgerechte Stueckchen zu zerlegen.

Der farbenpraechtigen Kulisse Hoi Ans sei Dank dafuer, dass sich das Mitbringen meines Statives endlich mal gelohnt hat.

Sonntag, 8. November 2009

Staatsoberhaeupter, tot und lebendig

Hallo aus Hoi An in Zentralvietnam,

Wir haben in den letzten Tagen wieder einige hundert Kilometer Richtung Sueden hinter uns gebracht und dabei das noerdliche Vietnam verlassen. Hier sind nun wieder einige Dinge anders als im Norden, beispielsweise bietet das Essen wieder neue leckere Varianten, aber weiterhin sind die Menschen sehr freundlich und sprechen jetzt sogar noch haeufiger Englisch. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass wir uns dem Sueden naehern, der ja zu Zeiten des Vietnamkrieges von den USA unterstuetzt wurde. Mit diesem Krieg haben wir uns in den letzten Tagen viel beschaeftigt, und er ist in all seinen Phasen nicht leicht nachzuvollziehen, zumal er ja knapp 30 Jahre dauerte und somit noch viel mehr umfasst als die 10 Jahre, in denen die US-Amerikaner mit ihren Truppen hier sehr aktiv beteiligt waren.
Vorgestern waren wir in der Demilitarisierten Zone, dem sogenannten Hot Pot waehrend des Krieges. Dort fand ein Grossteil der Kampfhandlungen statt, wodurch sich manche Doerfer veranlasst sahen, ihr Leben fuer letztlich sechs Jahre zum Grossteil in Tunneln zu verbringen.
Diesen bis zu 23m tief gelegenen Anlagen kann man nur mit Respekt begegnen, denn sowohl der Bau als auch das Leben darin forderten sicher viel Willen, Kraft und Ausdauer.
Nahm der Bombenhagel kein Ende, verbrachten 400 Leute bis zu 10 Tage und Naechte dauerhaft in dieser Anlage.
In Hue besichtigten wir die Verbotene Stadt und die Grabanlagen diverser vietnamesischer Kaiser. Kaum anderen Graebern vergleichbar erstreckt sich ein einzelnes Grab locker ueber mehr als einen Quadratkilometer, birgt Seen, Inseln und eine Vielzahl (zum Teil mehr als 50) pompoese Gebaeude. Die Bauzeit betrug beispielsweise im Falle des Kaisers Tu Duc mehr als 10 Jahre. Sein Leichnam selbst wurde nicht hier beigesetzt, sondern an einem geheimen Ort, zusammen mit vielzaehligen Schaetzen. Dieser Ort ist offiziell nach wie vor nicht gefunden worden, zumal die 200 Arbeiter, die es errichteten, im Sinne der Geheimhaltung allesamt gekoepft wurden.

Ein kleiner Eindruck der Tu-Duc-Grabanlage.


Dieses Hauptgebaeude des Grabes von Khai Dinh zeigt aufgrund der franzoesischen Besatzung starke europaeische Einfluesse.

Das Innere ist, obwohl schon viele Prunkstuecke entnommen wurden, noch immer sehr imposant.


Mittlerweile sind wir im wunderschoenen Hoi An angekommen, wo wir zur Abwechslung mal wieder einen strahlend blauen Himmel bewundern koennen. Es sind auch noch einige Spuren des kuerzlich hier wuetenden Taifuns Mirinae zu sehen, aber von dem haben wir zum Glueck nicht viel mitbekommen. Weiter unten noch zwei kleine Schnappschuesse am Rande.
Liebe Gruesse und bis bald
C. & A.
Das malerische Hoi An. Nicht umsonst ist die Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklaert worden.
Eine white lipped snake in freier Wildbahn. Sie hat offensichtlich gerade eine Mahlzeit zu sich genommen und nutzt dieses Tarnversteck, um sie in Ruhe zu verdauen.

Bei Besuch der verbotenen Stadt gab es ploetzlich viel Tam-Tam, und welch Zufall: wir konnten die daenische Koenigin Margrethe II, Kronprinz Frederik und seine Frau Kronprinzessin Mary aus naechster Naehe beobachten.

Mittwoch, 4. November 2009

In Vietnam essen sie Katzen

Menschen toeten Tiere, Menschen essen Tiere. Beides ist eng miteinander verbunden, und das schon seit Jahrtausenden.
Auf den einzelnen Kontinenten herrschen sehr unterschiedliche Meinungen darueber, welche Tiere man als Mahlzeit serviert und welche aus Gruenden wie Ekel oder Niedlichkeit dafuer nicht geeignet sind. In Europa findet man es ok, die Leber eines Schweines in dessen Darm zu servieren oder vergorenen Fisch in Dosen zu verkaufen. In Afrika kommen Heuschrecken auf den Tisch, in Australien ueberfahrene Kaenguruhs und in Asien wird so gut wie alles verspeist. Welches Land nun die beste Variante gewaehlt hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Sollten wir intelligente Tiere verschonen? Manche Quelle zeigt, dass beispielsweise Schweine intelligenter sind als Hunde und Kuehe intelligenter als Schweine. Dennoch werden in unserer Kultur Millionen von Rindern, die niemals einen Grashalm gesehen oder gegessen haben, durch industrielle Produktion in portionsgerechten Haeppchen im Supermarkt serviert.
Oder ist es die Niedlichkeit? Katzen sind niedlich, Hunde sind niedlich, kleine Ferkel sind niedlich. Kleine Kaelber werden in Deutschland genauso gerne verspeist wie kleine Laemmer, die aelter gewordenen Ferkel natuerlich auch. Aber Hunde wuerde niemand anruehren.
Meiner Meinung nach sollten wir alle deutlich mehr Pflanzen und weniger Tiere auf die Teller legen. Die asiatische Art, die Tiere bezueglich ihrer Qualifikation als Saettigungslieferant nicht weiter zu unterscheiden, scheint mir zumindest konsequent, denn es zaehlt weder Niedlichkeit noch Intelligenz. Die europaeische Sichtweise dazu kommt mir eher heuchlerisch vor, denn es werden die Essgewohnheiten anderer Laender stark in Frage gestellt, waehrend man selbst Massen von Fleisch verzehrt, welches unter sehr widrigen Umstaenden produziert wird. (Fuer Details hierzu empfehle ich Filme wie "We feed the world" oder den kostenlos erhaeltlichen "Home" sowie diverse Veroeffentlichungen von Greenpeace oder der nicht unumstrittenen
PETA
.)

Wie dem auch sei, hier ein paar Essgewohnheiten eines typischen Vietnamesen, mit dem wir kuerzlich sprachen:
- 1 bis 2 mal im Monat gibt es Hundefleisch.
- 3 bis 4 mal im Jahr isst man hierzulande Katzenfleisch. Fritiert oder gekocht, ja nach Lust und Laune.
- Ab und zu gibt es Schlangen, Schnecken, Froesche und sonstige Tierarten.
- Beliebt sind desweiteren Enteneier, die etwa 15 bis 20 Tage im Nest lagen. Das Embryo ist also gut ausgereift, mit Knochen und manchmal auch schon Schnabel. Das ganze wird dann gekocht serviert.
- Gerne werden Fleischgerichte mit proteinreichen Maden angereichert. Wir erlebten das einmal, als wir ein paar unidentifizierbare, lecker aussehende gebratene Fladen an einem Strassenladen kauften. Erst nach den ersten Bissen entdeckten wir die Eiweiss-Bomben und gaben den Rest der Portion einem Hund, dessen Besitzer sich nur wunderten.

Gestern machten wir einen Spaziergang ueber den hiesigen Fleischmarkt, bei dem uns beiden etwas flau im Magen wurde. Zumindest die Hundeliebhaber unter Euch sollten die folgenden Bilder nicht bis unten durchsehen.

Knackige Froesche, schoen saftig.

Ein paar Voegel, von denen mindestens einer noch mit letzter Kraft den Kopf hob.

Wein mit einem kleinen Geschmacksverstaerker in Form eines gruenen Leguans. "It's good for the men!" Ne, ist klar!

Ein paar flutschige Schlaenglein. Der Reifen soll wohl die Fluchtversuche vereiteln.

Die Koepfe dienen nicht nur als Deko, sondern werden auch gerne verspeist.

Ebenso wie die Koerper, versteht sich.

Das war es auch schon mit unappetitlichen Bildern. Die naechsten Beitraege behandeln wieder schoenere Themen, versprochen!

Viele Gruesse
A.

Dienstag, 3. November 2009

Drei Tage in den Bergen

Hallo noch immer aus Ninh Binh,
Die letzten drei Tage verbrachten wir in den nahe gelegenen Bergen in sehr urspruenglichen kleinen Doerfern, in denen wir die einzigen Touristen weit und breit waren.
Gemeinsam mit unserem Guide Xuan und seinem Fahrer machten wir uns am Samstag morgen in einem komfortablen Gelaendewagen auf den strapazioesen Weg in das ca. 200 km entfernte Dorf Pu Luong, das aus ca. 50 kleinen Bauernhoefen besteht.

Von links nach rechts: unser Fahrer, die 9-jaehrige Huyen und unser Guide. Uns beide kennt Ihr ja :-)

Wir wurden sehr herzlich empfangen und bestaunt, denn Menschen mit blonden Haaren sieht man hier wohl nicht alle Tage. Den ersten Tag und auch die Nacht verbrachten wir bei einer kleinen Familie bestehend aus Mutter, Vater und der Tochter Huyen. Ihr Zuhause besteht aus einem schoenen Holzhaus auf Stelzen, in dem sich – wie hier ueblich – nur ein grosser Raum befindet, in dem alle schlafen. (Manchmal auch acht Personen aus vier verschiedenen Generationen einer Familie.) Die Einrichtung war, wie nicht anders zu erwarten, sehr spaerlich, und die Reinlichkeit in manchen Hoefen hier liess fuer uns verwoehnte Europaer schon sehr zu wuenschen uebrig. In unserem Haus war es in Ordnung, aber in anderen Familien, die wir besuchten, wurde uns beispielsweise Tee angeboten, in dem sich noch einige Ameisen befanden (tote und lebendige), und ueber die Toiletten moechten wir auch nicht viele Worte verlieren.

Ein Haus aehnlich dem, in dem wir die Nacht verbrachten. Viel idyllischer geht es kaum.

Abgesehen von diesen kleinen Unannehmlichkeiten hatten wir viel Grund zur Freude: eine einmalige Landschaft, sehr leckeres Essen (wer haette es gedacht: Reis) und aeusserst nette Menschen. Zudem konnte uns unser Guide alle Fragen beantworten, die sich uns so stellten, beispielsweise, warum hier so viele Maenner lange Fingernaegel haben oder wie oft man hier die Tiere verspeist, die in Deutschland als Haustiere gehalten werden. (Dazu spaeter mehr.)

Der Reis steht hier schon in seiner vollen Bluete und wird in den naechsten Tagen abgeerntet. Durch die Terrassen ist gewaehrleistet, dass das Wasser gleichmaessig und langsam von oben nach unten alle Felder durchlaeuft.

Die Bauern betreiben die Landwirtschaft in erster Linie fuer ihre eigenen Mahlzeiten. Von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends (mit einer mehrstuendigen Mittagspause) arbeiten sie auf ihren Reisfeldern, die sehr durchdacht angelegt wurden. Kaum ein Haus verfuegt ueber Maschinen, allenfalls die Wasserbueffel helfen bisweilen, den schweren Pflug durch die Felder zu ziehen. Die Tiere der Hoefe landen zwar frueher oder spaeter im Topf, aber bis dahin fuehren sie ein relativ freies und glueckliches Leben, denn sie koennen sich fast den ganzen Tag frei bewegen und kommen abends freiwillig wieder zu ihrem Hof zurueck.
Wir sind viel durch die Berge gewandert, waren bei einigen Familien zu Gast, haben das ruhige hiesige Leben im Einklang mit der Natur kennen gelernt und auch so einiges ueber die Vielseitigkeit von Reis und Bambus erfahren.
Eine wunderschoene Zeit, an die wir sicher noch lange denken werden.
Im Anhang noch einige Portraet-Fotos aus den Bergen.
Viele Gruesse
C. & A.

Die aeltere der beiden Damen ist uebrigens die Oma, nicht die Mutter. Im Hintergrund ist das grosse Familienzimmer aehnlich dem unseren gut erkennbar.

Sehr schuechtern praesentiert uns diese junge Schoenheit ihr Sonntagskleidchen.

Gerade vom Sonntags-Markt heim gekehrt freut sich diese Frau ueber ihren nun leeren Warenkorb.

Einer der aelteren Dorfbewohner. Wir sahen auch 90-jaehrige Frauen, die noch sehr aktiv im Haushalt mitwirkten.